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martedì 16 luglio 2013

I Die Rückkehr der italienischen Militärinternierten


9.                Die Unparteilichkeit der IMI nach ihrer Rückkehr




Die zweite Hälfte des Jahres 1945 war eine Periode von großen Hoffnungen, vor allem für die Norditaliener, denn für sie bedeutete die Befreiung ihres Landes das Ende der Bombenangriffe, der deutschen Besatzung und des Faschismus. Somit hatten auch die Ängste  im Bombenhagel oder beim Zusammenstoß mit Partisanen, den deutschen Truppen oder den Milizen der Republik von Salò zu sterben, ein Ende. Die Männer waren von den Bergen in ihre Häuser zurückgekommen und bald sollten auch alle  Gefangenen zurückkehren. Die Wiederherstellung der Normalität vermittelte ein Gefühl der Hoffnung; der Alltag schien seinen geregelten Ablauf wieder aufzunehmen, wenn auch alles anders als zuvor war. Infrastruktur und Lebensmittelversorgung waren noch nicht wieder hergestellt und der nationale Markt, sowohl im Norden als auch im Süden, noch in einzelne lokale Märkte geteilt. Im Süden und in Zentralitalien endete der Krieg bereits ein Jahr zuvor. Diese zeitliche Verschiebung hatte politische, wirtschaftliche und soziale Konsequenzen.[1] Im Süden ließ die Inflation die Preise stärker ansteigen als im Norden. Im Mai 1944 kostete Brot in Rom siebenmal so viel wie in Mailand, die Pasta neun mal soviel, Fleisch und Öl nur eineinhalb Mal soviel. Generell waren die Lebensmittel im Süden um vier bis fünf Mal teurer als im Norden. Im Mai 1945 waren die Preise auch noch hoch, doch bereits niedriger als im Vorjahr. Die Wiedervereinigung des nationalen Marktes provozierte gleich nach der Befreiung des Landes einen Anstieg der Importe im Norden und einen Wiederanstieg der Inflation im Süden und in Zentralitalien.

Aber auch auf politischer Ebene gestaltete sich die Situation nicht einfach, der Spalt zwischen Norden und Süden war zu schließen. Als man im Norden noch gegen die Nazis kämpfte, führte die Bevölkerung im Süden einen Kampf um das tägliche Leben. Vor allem im Süden verbreitete sich, bei denen, die an der Front kämpften, aber auch bei den anderen, die zu Hause bleiben konnten, bereits vor dem tatsächlichen Ende des Krieges ein Gefühl der Enttäuschung, da der Eindruck entstanden war, unnötige Opfer erbracht zu haben.

Im Norden hingegen provozierte der Sieg der Partisanen ein Klima der großen politischen Hoffnungen. Im Süden wurden diese Hoffnungen von den Aktivitäten der antifaschistischen Parteien genährt, die jedoch viel weniger wirksam waren als jene, die im Norden am Befreiungskampf teilgenommen hatten. Im Jahr 1945 entfachten alte Ängste der klein- und mittelständischen Unternehmen und der städtischen und ländlichen Mittelschicht vor der Gefahr des Kommunismus. Diese Ängste und Hoffnungen generierten politische Verhaltensweisen, die im Antikommunismus ihren Ausdruck fanden. Die Angst war ein weitverbreitetes Gefühl der Oberschicht und derjenigen, die in irgendeiner Weise ihre Position bedroht sahen. Wut hingegen kennzeichnete die sozial niedrigeren Schichten. In der kollektiven Vorstellung standen sich zwei Welten gegenüber: die Welt der Reichen und die der Armen.

Mit der Rückeroberung der Freiheit, dem Aufkommen eines Parteisystems, das sehr verschieden im Vergleich zu jenem des präfaschistischen Italiens war, und der Geburt der Republik, vollzog sich in Italien eine politische Transformation, die durchaus als revolutionär bezeichnet werden kann.[2]

In dieser Periode wurden auch die ehemaligen Internierten, wie alle Kriegsheimkehrer, vom Wirbel der Ereignisse mitgerissen, welche die italienische Nachkriegszeit und das darauffolgende Wirtschaftswunder charakterisierten. Die wahrscheinlich bedeutendste Erfahrung war bestimmt die Installation der Demokratie samt dazugehörigen Einrichtungen wie freie Presse, öffentliche Meinung und freies Wahlrecht. Dinge, an die die Italiener unter dem faschistischen Regime nicht gewohnt waren. Es stellt sich nun die Frage, wie, angesichts der neuen Formen der politischen Beteiligung (der freie Kampf der Parteien, die freie Presse, das institutionale Referendum) sich die ehemaligen Internierten nach ihrer Rückkehr verhalten würden. Diese Frage scheint  berechtigt zu sein, da sie durch ihr „Nein“ zu Mussolinis Republik indirekt einen großen Beitrag zur Konstitution der neuen Demokratie geleistet hatten.

Wie bereits erwähnt wurde, war ihre kollektive Identität besonders schwach ausgeprägt, unter anderen bedingt durch die fehlenden staatlichen Anreize zur Stärkung ihres Kollektivbewusstseins. Zusätzlich war ihre Rückkehr charakterisiert durch die traditionellen Beziehungsnetzwerke, nicht durch staatliche Assistenz. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Ex-Internierten immer weniger Kriegsheimkehrer waren, und immer mehr zu Italienern unter Italienern wurden. Deshalb nahmen sie auch kein spezielles oder charakteristisches Verhalten an, wie es nach dem Ersten Weltkrieg der Fall war. Die Obsession von 1918 - 1922 war sehr schnell unter den Ängsten der neuen antifaschistischen, demokratischen Führungsschicht verschwunden.[3]

Die Teilnahme am politischen Leben muss als eine weitere Dimension der Wiedereingliederung gesehen werden, so Bertacchi. Für die Kriegsheimkehrer wurde die politische Wiedereingliederung zu einem Weg mit vielen Hindernissen. Nachdem sie in die Heimat zurückgekehrt waren, zeigten sie starke Ablehnung gegen politische Anteilnahme. Laut Bertacchi war dieses Verhalten Antwort auf die Gleichgültigkeit und Feindseligkeit bei der Aufnahme unmittelbar nach ihrer Rückkehr. Es bestand ein starkes Misstrauen gegenüber den sich organisierenden oder bereits organisierten Parteien. Diese Ablehnung wurde mit Stolz vertreten, oft auch von denen, die vor dem Krieg eine stark antifaschistische Haltung zeigten.[4]

Die Enttäuschung kam unmittelbar, denn ein Monat nachdem ich nach Hause gekommen bin, haben sie mich zum Distrikt gerufen, weil sie mir eine gewisse Entschädigung geben mussten. Sie mir 1 500 Lire hingeschmissen, und ich hab sie ihnen wieder zurückgeworfen. Ich bin ein wenig eigen, auf meine Weise eben, auch was die Politik betrifft. Sie kamen um mich in ihre Liste einzutragen, die Kommunisten, die Christdemokraten, die Sozialisten, aber ich sagte  immer nein zu allen.“[5]

Dann die Freiheit selbst, die Wiedereroberung der Freiheit war eine der größten Sachen, die einem Menschen passieren können. [...] In den politischen Parteien gab es nie Kandidaten, die ausdrücklich in direkter oder indirekter Weise Bezug auf das Ereignis der Kriegsgefangenen genommen hätten. Es gab andere Ereignisse, es gab die Geschichte der Resistenza, es gab viele Sachen zu der Zeit, die wahrscheinlich viel ansehnlicher waren, und meiner Meinung nach ist unsere Angelegenheit der Kriegsgefangenen ein wenig in die zweite Ebene gekommen. Ohne jetzt jemandem die Schuld zu geben, aber offensichtlich, ich habe nicht viel gemerkt, dass sich jemand für uns interessiert hätte.“ [6]

Desinteresse und ablehnendes Verhalten gegenüber der Politik war unter den Ex-Internierten weit verbreitet. Die mündlichen Quellen bestätigen das sehr gut, nur wenige unter ihnen beziehen tatsächlich Position. Labanca meint, dass diese Tendenz nicht nur gut zu dokumentieren sei. Angesichts der Isolierung und der Abwesenheit des Landes in den zwei kritischen Jahren von 1943 bis 1945 sei sie auch ganz normal. Wie alle anderen Kriegsgefangenen, hatten auch die ehemaligen Internierten ihr Land im Krieg und unter faschistischer Herrschaft zurückgelassen. Bei ihrer Rückkehr fanden sie es  in Frieden und demokratisch wieder.

Ich bin immer sehr reserviert geblieben, zurückgezogen, ich habe kein politisches Milieu besucht, ich bin zu Hause bei meiner Familie geblieben, das war die wichtigste Sache, ich habe weder Vorteile, Verdienste noch Anerkennung für die Tatsache gesucht, dass ich Gefangener war, ich habe nicht einmal um Frühpension angesucht“.[7]

Der Ratspräsident nach Parri (1945), De Gasperi, kommentierte die Probleme Italiens in der Nachkriegszeit Bezug nehmend auf das Phänomen des Fernbleibens der Masse der ehemaligen Kriegsgefangenen vom Parteileben folgendermaßen: Der Großteil der Jugend hatte ausschließlich faschistische Bildung erhalten, und die Tragödie des Landes nicht miterlebt, also brauchten diese jungen Bürger eine angemessene Zeit, um sich neu orientieren zu können.[8] 

Diese Formen der Desorientierung und der Ablehnung dürfen weder verabsolutiert noch übertrieben werden, so Labanca. Wie bereits erwähnt, wurde von allen nach der schlimmen Erfahrung in den Lagern die Demokratie als ein Wert an sich geschätzt. Die Erinnerung an die Möglichkeit seine eigenen Gedanken frei ausdrücken zu können wurde von allen als eine Art Eroberung anerkannt, auch von jenen, die später konservative oder sogar skeptische Orientierungen im Hinblick auf eine Konsolidierung der neuen Demokratie annahmen. Des weiteren kommt Labanca zum Schluss, dass beim Referendum die ehemaligen Offizieren häufiger für die Monarchie stimmten, als die Ex-Soldaten.

Einige der ehemaligen Internierten bestätigten, dass für sie die Diskussionen in den Lagern eine Art politische Schulung war, auch für jene, die im Nachhinein die Ideologien ablehnten.  Labanca meint, dass die Kriegsheimkehrer politisch nicht ungebildet waren, auch wenn sie nicht sehr gut über die Programme der verschiedenen politischen Parteien informiert gewesen waren.[9] Wie aus den Zeugenaussagen hervorgeht war die Überzeugung von der Demokratie bei den ersten Wahlen noch etwas schwach. Ideologien, lokale Politikersympathien oder traditionelle Autoritäten hatten unmittelbar nach dem Krieg noch großen Einfluss. Doch als der Prozess der Politisierung stärker als diese Widerstände wurde, stellte sich ein eigenständiges politisches Bewusstsein wieder ein und hinderte auch die ehemaligen Internierten nicht daran, sich politisch für die neue Demokratie zu engagieren. Labanca behauptet sogar, dass bei vielen eine antimonarchische Einstellung heranreifte. Für diesen politischen Reifenprozess der ehemaligen Internierten macht Labanca wieder ihre anfangs schwaches kollektive Identitätsbewusstsein verantwortlich.[10]



[1] Vgl. Colarizzi, La seconda guerra mondiale e la repubblica, S 364f.
[2] Vgl. Lepro, Storia della prima repubblica, S 41-52.
[3] Vgl. Labanca, La memoria del ritorno, S LXIV.
[4] Vgl. Bertacchi, Il reinserimento dei reduci, S 285f.
[5] Vgl. Astor, Carlo. Ex-Internierter, Zeugenaussage, In: Bertacchi, Il reinserimento dei reduci S 286.
[6] Vgl. Moncini, Primo. Ex-Internierter, Zeugenaussage, In: Labanca, La memoria del ritorno, S 5.
[7] Vgl. Baldini, Renzo. Ex-Internierter, Zeugenaussage, In: Labanca, La memoria del ritorno, S 23.
[8] Vgl. Dragoni, La scelta degli I.M.I., S 373f.
[9] Vgl. Labanca, La memoria del ritorno, S LXIV.
[10] Vgl. Labanca, La memoria del ritorno, S LXV.

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