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martedì 16 luglio 2013

III Die Rückkehr der italienischen Militärinternierten


Die Politik der Wiedereingliederung und des „Reducismo“


Der Reducismo als soziale Bewegung ist ein sehr komplexes Phänomen, das die verschiedensten Formen der Kriegserfahrungen des Zweiten Weltkrieges, besonders jene von Italien, widerspiegelt. Der „reduce“ ist der Heimkehrer. Der Begriff „reducismo“ beschreibt also das Phänomen der Reintegration der Heimkehrer in die Zivilgesellschaft. In Italien hat dieser Begriff eine besondere Bedeutung, muss aber eher mit negativer Konotation verstanden werden. Diese Tatsache lässt sich auf die schwierige Konstellation der italienischen Bedingungen im Bereich der Politik und Ökonomie zurückführen. Die Dynamik der politischen Parteien kommt in dieser Periode besonders zum Ausdruck. Sie ist die Ursache für die schwierige Situation, die die ehemaligen Kriegsgefangenen und Militärinternierten bei ihrer Rückkehr ins Vaterland vorfanden.

Der Reducismo ist ein soziales Phänomen, das wirtschaftliche und moralische Aspekte vereint und in dem verschiedene Figuren aufeinandertreffen, so Bistarelli. Die Rede ist hier von Soldaten, die zu Gefangenen wurden oder zu den Partisanen überliefen, in Folge vielleicht verletzt wurden und im schlimmsten Fall später mit einer Behinderung leben mussten. Dieses Beispiel soll verdeutlichen, dass es viele Stadien gab, mit denen ein Kriegsteilnehmer konfrontiert werden konnte. Der Heimkehrer wird damit zur Schlüsselfigur der Nachkriegszeit und muss im Kontext einer Bevölkerungsbewegung gesehen werden, die im Zweiten Weltkrieg, aber auch in der Nachkriegszeit, stattfand. Die Heimkehr der Kriegsgefangenen und Militärinternierten hatte einen starken Einfluss auf das Klima der Städte und Dörfer. In den Städten des Südens sah man die Rückkehr dieser Massen als eine Bedrohung, als eine gefährliche Gruppe, die nicht stillschwieg, sondern der Bevölkerung die Last ihrer Benachteiligung vor Augen führte. In Italien ist dies ein Phänomen, das Millionen von Personen betraf und deshalb auch eine besondere Aufmerksamkeit verdient. Eine Analyse der politischen Umstände dieser Periode dient dem Verständnis der Formierung der neuen italienischen Führungsschicht. Bei den Beschreibungen dieses Prozesses darf jedoch nicht die ethische Komponente vergessen werden. Es handelte sich hierbei um die Abwendung vom Faschismus, von einer Kultur und den Werten ganzer Generationen.[1]

Das quantitativ hohe Ausmaß der Kriegsheimkehrer nach Ende des Zweiten Weltkrieges erklärt im Fall Italien, warum man nicht auf ihre Aufarbeitung verzichten darf. Vor allem das Ereignis der Militärinternierung betraf mehr als die Hälfte der italienischen Gefangenen und wird dadurch aus zu einem maßgeblichen Phänomen des Zweiten Weltkrieges. Fast ein Viertel der Italiener war von dieser Bevölkerungsbewegung betroffen. Vergleicht man das Ausmaß des Schicksals, das den Italienern im Zweiten Weltkrieg widerfuhr mit dem des Ersten, so muss zugegeben werden, dass dies um ein Vielfaches schlimmer war. Das Problem der Kriegsgefangenschaft war für die italienische Gesellschaft, den italienischen Staat und vor allem für die neue demokratische Regierung eine schwere Herausforderung.

Die Regierungen der Nachkriegszeit entwickelten eine besondere Haltung gegenüber der Rückkehr der Gefangenen und ihrer Wiedereingliederung in das Produktionsnetz der italienischen Gesellschaft nach 1945. Um die Politik zu verstehen, ist es notwendig auf die Periode der „Ossessione“ (Obsession) der Jahre 1918-1922 zu verweisen, die in der ersten Nachkriegszeit in der demokratischen Führungsschicht verbreitet war.[2] Laut Claudio Pavone war die Haltung der antifaschistischen Politikerklasse gegenüber den Heimkehrern des Zweiten Weltkrieges weitgehend von der Beziehung zwischen den Heimkehrern des Ersten Weltkrieges und dem Faschismus konditioniert.[3]

Die Exponenten der alten liberalen Führungsschicht und die frühen antifaschistischen Elemente, die sich in den letzten Jahren des Regime oder während des Krieges formierten, wollten in jedem Fall vermeiden, dass sich derselbe Fehler der Nachkriegszeit des Ersten Weltkrieges wiederholte. Damals war es der Combattentismo (Kämpferismus), der die Ex-Kriegsgefangenen in die Hände der Faschisten führte, so Sandro Rinauro. Auf Grund dieser Erfahrung lehnte die antifaschistische Führungsschicht, aber auch die Allgemeinheit, eine besondere politische, soziale und kulturelle Anerkennung der Heimkehrer ab. Labanca spricht sogar von einem tiefen Misstrauen, das den Heimkehrern von Seiten der Resistenza entgegengebracht wurde. Die Politiker der Resistenza zitterten geradezu vor dem politischen Gepäck, das die Heimkehrer von ihren Gefängnissen hätten mitbringen können. Es handelte sich dabei um Werte wie Nationalismus, Combattentismo und die Angst vor einer Selbstüberschätzung der Heimkehrer. Tatsache war, dass die politische Einbeziehung des Problems der Heimkehrer die italienischen Führungskräfte zu zwei sich widersprechenden Lösungen veranlasste. Einerseits waren sie sich dem Groll der Kriegsgefangenen gegenüber den neuen demokratischen Parteien, von denen sie sich im Stich gelassen fühlten, bewusst und versuchten die Alliierten von einem raschen Heimtransport zu überzeugen. Andererseits versuchten sie jedoch die Rückkehr der Masse der Kriegsgefangenen zu verzögern, da das politische Programm des Wiederaufbaues Italiens eine Senkung der Arbeitslosigkeit durch Emigration der Betroffenen vorsah.  Diese Vorgangsweise verlangte Fingerspitzengefühl, um den Konsens zwischen den Kriegsheimkehrern und ihren Angehörigen und den politischen Institutionen nicht zu gefährden. Die Lösung für das Problem der sozialen und politischen Reintegration der Heimkehrer  lag in der Emigration und wurde in den Dokumenten der Partisanen über die Heimkehrerdebatte abgehandelt.

Der Aktzionist Livio Pivano versuchte damals zu verdeutlichen, dass das Problem des italienischen „Combattentismo“ (dem sich nach dem Ersten Weltkrieg das faschistische Regime annahm) immer ein Phänomen der Arbeitslosigkeit gewesen sei, und dass, von ökonomischer Seite betrachtet, die Aufnahme der Kriegsheimkehrer in ein Emigrationsland wie Italien, eher als ein internationales als nationales Problem zu sehen sei. Laut Pivano folgt daraus, dass die fehlende Lösung größtenteils den Staaten zuzuschreiben ist, die dem Strom der italienischen Emigranten die Einreise verweigerten. Außerdem beschuldigte er den Faschismus, eine Forcierung der Emigration nach dem Ersten Weltkrieg unterlassen zu haben, um die Basis des Regimes sicher zu stellen. Pivano sieht das Hauptproblem der Heimkehrer des Ersten Weltkrieges in der sozialen und politischen Benachteiligung, doch nach dem Zweiten Weltkrieg eher in der sozialen und wirtschaftlichen Benachteiligung was seiner Meinung nach viel einfacher zu lösen gewesen wäre.[4]

Mit der Befreiung Italiens wurde der Grundstein für eine neue demokratische Zivilisation gelegt, in die sich auch die Kriegsheimkehrer einfügen sollten. Die Politiker erkannten erst als es um ihre Wiedereingliederung ging, dass es ein Fehler war, sie während ihrer Gefangenschaft nie über die nationale Politik zu informieren. Italien präsentierte sich bei ihrer Rückkehr als ein Land des Chaos. Die führenden italienischen Politiker (Regierung De Gaspari) befürchteten deshalb nicht nur Interessenkollisionen von Seite der Rechten, sondern auch kommunistische Sympathien der Heimkehrer. Die Kriegsgefangenen hatten sich noch während ihrer Gefangenschaft an die italienischen Behörden gewandt und ermöglichten so den Politikern eine Reflexion über die „rote Gefahr“[5], die ein Teil der Heimkehrer für sie verkörperte. 

Labanca sieht die ausschlaggebende Motivation für die liberale Politik gegenüber den Heimkehrern in den Befürchtung einer Wiederholung der „Ossessione“ der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Für die Verantwortlichen war nicht klar für welche Politik sie sich entscheiden sollten. Sie wollten keinen Freiraum lassen, der möglicherweise wieder  ähnliche Bewegungen der ersten Nachkriegszeit provozierte. So entschied man sich zu einer quasi „Nicht-Aktivierung“ des Staates in dieser Angelegenheit. Man wollte diese Aufgabe an andere Institutionen delegieren, je nach Ideologie sollte dies die Zivilgesellschaft, der Markt oder die Familie selbst sein. Dieser Versuch einer liberalen Politik gegenüber den Kriegsheimkehrern sah einen „minimalen“ Staat vor, der die Lösung dieses nationalen Problems den Mechanismen der Zivilgesellschaft überlassen sollte. Die Art von Unterstützung, die den Heimkehrern gewährt wurde, spiegelte bereits einige strukturelle Charakteristiken des Sozialstaates wider, der sich später in Italien formen sollte. Kennzeichnend dafür war die Ausweitung der privaten Unterstützungshilfe für die Heimkehrer (hier vor allem die Interventionen der katholischen Kirche) gegenüber der öffentlichen oder staatlichen Hilfsmassnahmen. Labanca geht davon aus, dass die Gefangenen bereits im Moment ihrer Freilassung intuitierten, wie schwach sich der Staat ihnen gegenüber zeigen würde. Die Erklärung für den fehlenden Einsatz zu einer schnellen Heimkehr lag darin, dass der Status Italiens an Seite der Alliierten Mächte sehr schwach war und die mangelnde Ausrüstung an Transportmittel ihre Rückkehr verzögerte. Das erklärte auch, warum die Alliierten zuerst ihren Männern die Heimreise ermöglichten und erst danach die derjenigen eines ehemaligen faschistischen Staates, so Labanca. Im Juli 1945 waren bereits 80 Prozent der französischen Kriegsgefangenen befreit worden, während zur gleichen Zeit vielleicht nur ein Drittel der Italiener in ihre Heimat zurückgekehrt war.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der italienischen Politik der Nachkriegszeit betrifft die Tatsache, dass es für die Anliegen der Heimkehrer keine anerkannten politischen Referenten gab. Im Gegensatz zur Nachkriegszeit des Ersten Weltkrieges nahm sich diesmal keine Partei  der  Ex-Soldaten an. In Frankreich entwickelte sich zum Beispiel unter DeGaulle ein starker institutioneller Organismus, der sich um die ehemaligen Kriegsgefangenen kümmerte. Das gab den Heimkehrern auch die Möglichkeit zu einem freien politischen Kampf, der in Frankreich klar deklariert von der kommunistischen Partei getragen wurde. In Italien hingegen fanden die Kritiken an der zu liberalen Politik und die Manifestationen von Seiten der Heimkehrer kein ernstes politisches Ufer und scheinbar floss diese Haltung vom Politischen schließlich auch in die Familie und ins Individuelle zurück.

Eine derartig liberale Politik, die sich bei der Lösung eines schwerwiegenden nationalen Problems auf die Mechanismen der Zivilgesellschaft stützte, hat dazu geführt, dass die Traumata und die sozialen Kosten um ein Vielfaches höher waren. Durch das Programm des Wiederaufbaues wurde das Elend der Heimkehrer noch verstärkt. Sie kämpften für ein Vaterland, dass sie im Endeffekt gar nicht wollte.[6]




Die Kriegsgefangenen und die Massenemigration als Wirtschaftspolitik des     

Wiederaufbaues von 1944 - 1948


Das Phänomen der Massenarbeitslosigkeit war auch im 20. Jahrhundert eine der schwersten politischen Herausforderungen mit denen die Politiker vieler Länder zu kämpfen hatten, um den Konsens in der Bevölkerung zu gewährleisten und um das Überleben der Institutionen zu sichern. Ganz besonders im demokratischen Nachkriegsitalien war dieses wirtschaftliche und soziale Problem ein fundamentales Anliegen zur Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung. Vor allem in den Monaten der Resistenza und in den Jahren des Wiederaufbaues war das politische Problem der Kontrolle der Arbeitslosigkeit ein besonders delikates und dringliches, denn die Ursache dafür waren zwei neuartige materielle und politische Phänomene. Einerseits musste in materieller Hinsicht nach Beendigung des Krieges mit der Umstellung von der Kriegswirtschaft auf Friedenswirtschaft begonnen werden. Besonderen Wert legte Italien, so Rinauro, auf die Wiederherstellung der nationalen wirtschaftlichen Strukturen durch eine reziproke Integration auf internationaler Ebene. Im Fall Italien konnte die Eingliederung der nationalen Wirtschaft am internationalen Markt nur durch eine profunde organisatorische und technische Umstrukturierung der eigenen Wirtschaft geschehen. Das wiederum konnte nur durch eine hohe  Kündigungswelle realisiert werden.  Andererseits, auf politischer und institutioneller Ebene, war gerade das Versprechen die Massenarbeitslosigkeit zu bekämpfen ein wichtiger Faktor zur Aufrechterhaltung der demokratisch-repräsentativen Institutionen. Das Schlagwort „full employment“ war auch in Italien zu einer politischen Notwendigkeit geworden, und spielte eine entscheidende Rolle bei der Konkretisierung der Vorstellungen der Resistenza, welche die Gründung demokratischer Institutionen propagierte. Wie Rinauro deutlich macht, treffen hier zwei sich widersprechende Notwendigkeiten aufeinander. Auf der einen Seite wurde Massenkündigung zur wirtschaftlichen Notwendigkeit und hätte dem Land eine Umstrukturierung nach internationalem Vorbild erlaubt, die auf langer Sicht zu mehr Wohlstand führen sollte, und gleichzeitig eine politische und soziale Konsolidierung bedeutet hätte. Auf der anderen Seite stand die Notwendigkeit der Vollbeschäftigung, das demokratische Ideal der Resistenza und die Voraussetzung zum Überleben der neuen Institutionen. Die Politiker und die Männer der Resistenza erkannten den starken Widerspruch erst dann, als sie sich mit dem enormen Problem der Wiedereingliederung der heimkehrenden Kriegsgefangenen konfrontiert sahen, so Sandro Rinauro.[7]

Die Wiedereingliederung der Kriegsheimkehrer in ein durch das Krieg verarmte Land wie Italien, brachte große soziale und wirtschaftliche Schwierigkeiten mit sich. Die neue politische Führung sah sich im Jahr 1945 mit einer sofortigen Wiederaufnahme von mehr als 1 400.000 Kriegsgefangenen, darunter Soldaten als auch Zivile, konfrontiert. Das waren ungefähr 30 Prozent der aktiven männlichen Bevölkerung Italiens. Dieses quantitativ hohe Ausmaß an potentiellen Arbeitsuchenden erklärt, warum ihre Eingliederung ins Zivil- und Berufsleben es so schwierig machte eine Lösung zur Senkung der hohen nationalen Arbeitslosigkeit zu finden. Die aktive Bevölkerung Italiens, Männer und Frauen, machte zu diesem Zeitpunkt ungefähr 19 Millionen aus, und die Heimkehrer, vor allem junge Soldaten,  repräsentierten die wichtigste Gruppe der potentiellen Arbeitskräfte.[8] Agostino Bistarelli verweist dabei auf den Umstand, dass die Heimkehrer hauptsächlich aus Arbeiterfamilien stammten und folglich ihre wirtschaftlichen Probleme allein durch die Beseitigung der Arbeitslosigkeit zu lösen gewesen wären.[9] 


[1] Vgl. Bistarelli, Reducismo e associazionismo, S 221- 225.
[2] Vgl. Labanca, Il ritorno, S 207f.
[3] Vgl. Pavone, Appunti sul problema dei reduci, S 92.
[4] Vgl. Rinauro, La Disoccupazione di massa, S 575-584.
[5] Rinauro, La Disoccupazione di massa, S 581.
[6] Vgl. Labanca, Il ritorno, S 210-214.

[7] Vgl. Rinauro, La Disoccupazione di massa, 549f.
[8] Vgl. Rinauro, La Disoccupazione di massa, S 552f.
[9] Vgl. Bistarelli, Il reinserimento dei reduci, S 963.

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